2. Bewertung von Zulieferern und Audit-Verfahren
Alle Zulieferer verpflichten sich zu Geschäftspraktiken, die unserem „Supplier Code of of Conduct“ entsprechen. Corning behält sich das Recht vor, Vertragspartner auf dessen Einhaltung hin zu begutachten und zu auditieren. Unser Supply Management nutzt eine Vielzahl von Instrumenten (z.B. Report Cards, vierteljährliche Business Reviews und Supplier Performance Management), um sicherzustellen, dass Cornings Zulieferer die Branchenvorgaben einhalten und Kundenerwartungen übertreffen.
a) Bewertungsverfahren von Zulieferern
Wir setzen auf ein vielseitiges Online-Tool, um interne Bewertungen von den Systemen, Produkten und Prozessen unserer strategischen Zulieferer vorzunehmen – auf der Grundlage von Industriestandards und unseres Qualitätsrahmens. Corning verwendet eine vereinheitlichte und gleichbleibende Bewertungsvorlage, die eine breite Palette von Kriterien berücksichtigt. Dazu zählen Faktoren der sozialen Verantwortung (z.B. Zwangsarbeit, Kinderarbeit, Menschenhandel), außerdem Umweltaspekte, Nachhaltigkeit, Gesundheit und Sicherheit, Qualitätssicherung sowie Leistungsmerkmale.
Nach erfolgter Bewertung im Rahmen des „Supplier Performance Assessment Process“ teilt Corning die Ergebnisse mit den teilnehmenden Zulieferern und organisiert Nachbesprechungen, um Korrekturmaßnahmen zu entwickeln, die konkrete Zielvorgaben zur Leistungssteigerung beinhalten. Diese Performance wird im Laufe des Jahres regelmäßig überprüft, um die Fortschritte gegenüber dem Plan zu bewerten, und es werden gegebenenfalls Abhilfemaßnahmen eingeleitet. Im Jahr 2019 konnten 100 % der strategisch wichtigsten Zulieferer von Corning durch diesen Bewertungsprozess bewertet werden. 2020 folgte die Ausweitung der Zuliefererbewertung auf die anderen Top-Partner, die 80 % der Ausgaben von Corning ausmachen.
b) Vor-Ort-Audits
Ein wichtiger Bestandteil unseres „Supplier Relationship Management“-Prozesses sind Audits bei den Zulieferern vor Ort – seit 2020 erweitert um den Bereich soziale Verantwortung.
Unsere Supply-Chain-Experten führen diese Vor-Ort-Audits regelmäßig bei strategischen Zulieferern durch. Dabei kommen standardisierte Vorlagen zum Einsatz, die auf Industrienormen basieren. Eine Schlüsselkomponente unseres Bewertungs- und Auditprozesses für Zulieferer ist die Entwicklung von Abhilfemaßnahmen zur Vermeidung von Verstößen. Diese sollen die Vertragspartner innerhalb eines definierten Zeitrahmens zur Einhaltung der Vorschriften bewegen – was auch regelmäßig kontrolliert wird.
c) Social Responsibility Audit
Corning betreibt ein umfangreiches Auditprogramm für wichtige High-Risk-Zulieferer, mit Schwerpunkt auf Vertragshersteller, da bei dieser Betriebsform das Risiko des Menschenhandels am größten ist.
Corning hat eine Matrix zur Identifizierung von Hochrisikoländern entwickelt, die auf 6 Kriterien der Social Business Initiative Amfori (https://www.amfori.org/resource/countries-risk-classification) sowie dem externen Tool „riskmethods“ basiert. „riskmethods“ ist eine Lösung zur Erstellung von Risikoprofilen und -einstufungen, die 49 Risikoindikatoren zur Identifizierung potenzieller Risiken nutzt.
Die Audits werden nach den Standards der Responsible Business Alliance (RBA) durchgeführt und von externen APSCA-zertifizierten Prüfern vorgenommen, die aus den RBA-zugelassenen Audit-Firmen ausgewählt werden; danach werden die Audits in einem zweijährigen Rhythmus wiederholt. Auf der Grundlage der Ergebnisse werden Abhilfemaßnahmen und Schulungen entwickelt, sowie Folgetermine vereinbart. Unzureichende Abhilfemaßnahmen können zu einer Vertragskündigung führen.
2017 führte Corning einen permanenten, ausführlichen Prüfungsprozess durch unabhängige Dritte ein. Auditiert wurden zunächst alle Highest-Risk-Zulieferer, die Korrekturphase erstreckte sich über das Jahr 2018. Im Jahr 2019 haben wir diese Audits auf einen Teil unserer Zulieferer mit mittlerem Risiko ausgeweitet. Im Jahr 2020 wurden strategische Zulieferer neu bewertet und die Audits auf weitere Zulieferer mit mittlerem Risiko ausgeweitet.
Ablauf eines Vor-Ort-Audits:
1.Schritt: Selbsteinschätzung des Zulieferers vor dem Besuch per Fragebogen.
2. Schritt: Ortstermin mit Auditoren von Corning zur Erarbeitung eines Audit-Plans und umfangreiches Onboarding. Falls nach Selbsteinschätzung und Ortstermin bereits Mängel gemäß der RBA-Normen festgestellt werden, erhält der Zulieferer Gelegenheit, Korrekturmaßnahmen – noch vor dem externen Audit – einzuleiten, die durch Corning überwacht werden.
3. Schritt: Vor-Ort-Audit durch externe, unabhängige Prüfer, auch mit Blick auf Wahrnehmung der sozialen Verantwortung. Dazu zählen Befragungen des Managements, Beobachtungen vor Ort (Betriebsbegehungen), Dokumentenprüfungen (u.a. zu Menschenrechten, Kinderarbeit, Menschenhandel, Gesundheit und Sicherheit, Arbeitszeiten) sowie Befragungen von Mitarbeitern außerhalb des Betriebs.
a. Mitarbeiterbefragungen (außerbetrieblich): Wie viele Mitarbeiter befragt werden, ist durch die RBA-Standards festgelegt. Die Befragungen werden nichtöffentlich, außerhalb des Betriebsgeländes und ohne Anwesenheit von Managern oder anderen Mitarbeitern durchgeführt. Alle Angaben werden streng vertraulich behandelt. Die Führungskräfte verpflichten sich nicht nur, ihre Mitarbeiter zu ermutigen, bei den Gesprächen offen und ehrlich zu sein, sondern diese auch aktiv vor etwaiger Benachteiligung zu schützen.
b. Betriebsbegehungen: Vor Ort müssen die Prüfer die Lebensumstände der Arbeitnehmer in Augenschein nehmen und insbesondere Wohn-/Schlafstätten (inkl. firmeneigene oder durch Arbeitsvermittler angemietete Wohnheime und Unterkünfte auf und außerhalb des Werksgeländes), Kantinen und Küchen, Toiletten und sanitäre Anlagen sowie eventuelle Freizeiteinrichtungen begutachten.
4. Schritt: Entwicklung von Abhilfemaßnahmen bei Verstößen in den Bereichen soziale Verantwortung (z. B. Arbeitsbedingungen und Menschenhandel), Umweltverträglichkeit, Arbeitsschutz und -sicherheit, Qualität und ökonomische Performance. Diese sogenannten „Corrective Action Plans“ sind ein wichtiger Bestandteil unserer Lieferantenprüfung und Audit-Bemühungen. Basierend auf den Ergebnissen des externen Audits werden diese Pläne in enger Zusammenarbeit von Corning mit unseren externen Prüfern, dem Social-Responsibility-Verantwortlichen und der Geschäftsleitung des Zulieferers erstellt. So soll der Zulieferbetrieb innerhalb einer gewissen Frist zur Umsetzung der Regeln veranlasst werden. Ein Korrekturmaßnahmenplan wird von zusätzlichen Fortschrittskontrollen unterstützt. „Corrective Action Plans“ für High-Risk-Zulieferer werden zusätzlich mit der Unternehmensleitung und dem Corporate Risk Council besprochen.
Mögliche Konsequenzen, falls ein Zulieferer keine ausreichenden Verbesserungen in den beanstandeten Bereichen vorweisen kann:
• Spezielle Projektmaßnahmen zur Lösung des Compliance-Problems
• Schriftliche Abmahnung
• Externe Untersuchung
• Arbeitsunterbrechung
• Beendigung von Geschäftsbeziehungen
5. Schritt: Sammelschulungen für betroffene Lieferanten zur sozialen Verantwortung von Unternehmen (CSR), durchgeführt von Corning und/oder externen Dienstleistern. Dabei werden die Kriterien und das Fazit des Audits erörtert, außerdem Best Practices, Strategien und Taktiken zur Verbesserung bzw. Vermeidung risikobehafteter Praktiken im Bereich der sozialen Verantwortung (inkl. Zwangsarbeit, Kinderarbeit, Menschenhandel) vorgestellt. Das Ziel: eine maximale Übereinstimmung mit den Werten und Erwartungen von Corning.
6. Schritt: Nachbereitung durch regelmäßige Meetings auf täglicher oder wöchentlicher Basis mit den Zulieferern, um tatsächliche Fortschritte mit den Zielvorgaben der Sanierungspläne abzugleichen. Dieses Follow-up wird von zertifizierten Corning-Auditoren durchgeführt.
Offiziell abgeschlossen werden kann das Verfahren hingegen nur von externen Prüfern, um Einheitlichkeit und Fairness zu gewährleisten.