Es ist eine Sache, eine neue Technologie zur Übertragung von Daten und Telefongesprächen zu erfinden. Diese Erfindung dann in die reale Welt zu übertragen, damit sie dort das Leben der Menschen verbessert, ist eine viel größere Herausforderung. Die drei Wissenschaftler von Corning, die 1970 hinter der Erfindung der Glasfaser standen, hatten noch eine Menge Arbeit vor sich.
Nach der Rezession Mitte der 1970er Jahre wuchs die Weltwirtschaft in den Jahren 1977 und 1978 wieder stärker. Globale Unternehmen waren hungrig nach Kommunikation – ebenso wie die US-Regierung, die sich den militärischen und ideologischen Bedrohungen der Sowjetunion ausgesetzt sah.
Die US-Regierung war die erste, die eine Glasfaserleitung verlegte: 1975 nutzte sie Glasfaser zur Vernetzung der Computer in ihrem NORAD-Kommandozentrum (North American Aerospace Defense Command) in Cheyenne Mountain, Colorado. 1977 verlegte AT&T das erste optische Telefonkommunikationssystem unter der Innenstadt von Chicago. Jede Faser übertrug das Äquivalent von 672 Sprachkanälen. In Japan baute das Ministerium für Internationalen Handel und Industrie eine experimentelle Demonstration von einer Glasfaserverbindung zu Privatkunden (Fiber-to-the-Home) auf. Unternehmen begannen sich vorzustellen, wohin eine Übertragung mit hoher Bandbreite führen könnte, während Cornings Wissenschaftler gerade erst anfingen, die Möglichkeiten von Glasfaser zu erforschen.
AT&T und die britische Post, die für das Telekommunikationsnetz des Vereinigten Königreichs zuständig war, glaubten, dass ein Glasfaserkabel, das Nordamerika und Europa miteinander verbindet, die Grundlage für ein globales Netzwerk legen und eine moderne Informationsgesellschaft einleiten würde. Die beiden Organisationen sowie der in London ansässige Gerätehersteller Standard Telephones and Cables Ltd. kündigten an, dass sie ein Single-Mode-Glasfaserkabel entwickeln werden, das entlang des Meeresbodens des Atlantischen Ozeans verlegt werden soll.
Es zeichnete sich ab, dass die Nachfrage nach Bandbreite schnell wachsen würde – der Fortschritt bei der Kommerzialisierung von Glasfaser dauerte jedoch. Die Herstellung einiger Faserstränge, die lang genug sind, um zwei Corning-Labore zu verbinden, ist kaum vergleichbar mit der Massenproduktion von ganzen Faserspulen für Kunden. Den Großteil der 1970er verbrachten Forscher damit, den Produktionsprozess zu optimieren, verschiedene Methoden zum Ziehen der Fasern auszuprobieren und mit verschiedenen Materialien und Brechungsindexprofilen zu experimentieren.